Manchmal tropft es schnell…manchmal langsam. Mediation als Verfahren der Konfliktbeilegung ist auf der einen Seite durch die fünf Phasen als prozessorientiert einzustufen. Auf der anderen Seite ist jeder Konflikt durch die beteiligten Personen eine individuelle zumeist sehr persönliche Angelegenheit. Tropfen für Tropfen können die Streitenden im Rahmen einer Mediation ihrer Auseinandersetzung näher kommen, um ihre einvernehmliche Lösung zu kreieren. Diese Nähe kann jedoch erst sein, wenn der Schritt zurück auch erfolgt ist.

 

Die Wesensmerkmale einer Mediation

*Es gibt einen externen Dritten (Mediator/Mediatorin).

*Der Mediator bzw. die Mediatorin ist allparteilich.

*Die Konfliktparteien lösen ihren Konflikt in Eigenverantwortlichkeit.

*Jede Mediation ist fall- und problemspezifisch.

*Eine Mediation ist ergebnisoffen.

*Alle Konfliktparteien werden einbezogen.

Quelle: Hösl, Gerhard (2008): Mediation die erfolgreiche Konfliktlösung. Grundlagen und praktische Anwendung. Kösel Verlag. München, S. 31

 

Der Erstkontakt – Wenn der erste Tropfen fällt…

Der erste Kontakt zum Mediator bzw. zur Mediatorin erfolgt zumeist durch den Anruf einer Konfliktpartei. In diesem Gespräch wird lediglich kurz erläutert um was es geht und wer die Beteiligten sind. Hier können zudem auch die Vorteile einer Mediation geklärt werden. Als Entscheidungshilfe kann ein kurzes Vorgespräch zum Kennenlernen, wenn möglich als persönliche Begegnung, vereinbart werden. In einem angemessenen Zeitrahmen können sich die Parteien für oder gegen eine Mediation entscheiden.

 

Fünf Phasen als Wegweiser – Wie läuft die Mediation ab?

Vor Beginn einer Mediation wird vom Mediator sowohl abgefragt, ob die Parteien die Grundsätze und den Ablauf des Mediationsverfahrens verstanden haben, als auch, ob die Parteien freiwillig an der Mediation teilnehmen. Dritte können nur mit Zustimmung aller Parteien in die Mediation einbezogen werden. Die Mediation kann jederzeit durch die Parteien beendet werden. Insbesondere wenn der Mediator der Auffassung ist, dass eine eigenverantwortliche Kommunikation oder eine Einigung der Parteien nicht zu erwarten ist, kann auch er die Mediation beenden.

Die Mediation selber läuft in fünf Phasen ab:

Phase I: Einleitung und Rahmen klären

Eine Mediation startet mit einer Phase, in der sich alle Beteiligten erst einmal orientieren können. Es werden Ziele geklärt, Rahmenbedingungen, wie zum Beispiel der Zeitrahmen, und das Verfahren erläutert sowie Regeln festgelegt. Hinzu kommt das Abschließen eines Mediationsvertrages.

Phase II: Sichtweise und Probleme erfassen und verstehen

In dieser Phase werden die Anliegen und Probleme der Parteien geschlossen vorgebracht und dargestellt. Hier geht es eher um die Sachebene, auf der Themen gesammelt und Ziele geklärt werden. Auch erhoffte Gewinne durch den Konflikt werden artikuliert.

Phase III: Konflikterhellung – den Konflikt verstehen

Eine Klärung des Konfliktes wird dadurch herbeigeführt, dass die Beteiligten auch die Gegenseite besser wahrnehmen können und Verständnis aufbringen; dies sowohl für die Sachlage als auch für die Gefühle, Bedürfnisse und Wünsche der anderen Partei. So kann das Bild des Konfliktes auch mit Einbezug der aufgedeckten Tiefenstruktur vervollständigt werden. Es wird aufgedeckt und verdeutlicht, was der andere vom anderen versteht und was noch geändert werden muss.

Phase IV: Lösungsmöglichkeiten finden und bewerten

Die Konfliktparteien erarbeiten in der vierten Phase gemeinsam eine einvernehmliche Lösung. Um Lösungswege zu generieren werden Ideen abgefragt und gemeinsam Möglichkeiten erweitert. In dieser Phase ist es auch bedeutsam, dass konkrete, positive und machbare Bitten formuliert werden. Hierdurch werden alle Anliegen bewusst gemacht und auch die Anliegen Dritter reflektiert. Zudem werden die Optionen bewertet sowie noch offene Fragen gelistet und nacheinander abgearbeitet. Am Ende werden Strategien gefunden, die den Konflikt zur Zufriedenheit der Beteiligten lösen und einer WIN-WIN-Lösung entsprechen.

Phase V: Mediationsvereinbarung mit Übereinkünften und Umsetzung

In der letzten fünften Phase steht die detailgenaue, schriftliche Formulierung des Einigungspaketes im Vordergrund. Durch die Auswahl und Umsetzung der Lösungen wird die Versöhnung besiegelt. Die vertragliche Einigung wird am Ende festgelegt, verlesen und mit Unterschriften der Konfliktbeteiligten und der Mediatoren versehen. Eventuell wird eine Kontrolle der vereinbarten Umsetzungen abgesprochen. Jeder hat die Möglichkeit  die Vereinbarungen durch externe Berater prüfen zu lassen.

Wenn gewünscht, kann ein zusätzliches Bilanzgespräch vereinbart werden.

 

Wie viele Sitzungen sind notwendig?

Mediation ist ein Prozess, in dem Konfliktsituationen bearbeitet werden können und der unterschiedlich lang sein kann. Eine Einzelsitzung dauert in der Regel 90 Minuten bis zwei Stunden.

Wie viele Sitzungen notwendig werden, um zu einer Lösung zu gelangen, hängt von den Konfliktparteien ab. Zudem sicherlich von der Art des Konfliktes und dessen Umfang.

 

Kriterien für eine Mediation

*Diskussionen oder Verhandlungen sind festgefahren.

*Beide Seiten haben das Bewusstsein, dass ein Konflikt vorliegt.

*Es wird eine Einigung gesucht, bei der keine der Konfliktparteien das Gesicht verlieren soll.

*Bei der Lösung geht es weniger darum, Recht zu bekommen, sondern vielmehr darum, eine faire Lösung zu finden.

*Die Parteien kennen sich und sind vertreten

*Die Parteien wollen, müssen oder werden auch in Zukunft in Kontakt oder Beziehung  bleiben.

*Ein teurer und langwieriger Rechtsstreit soll vermieden werden.

*Neben sachlichen Themen sind auch persönliche Themen Ursache des Konfliktes.

*Beide Parteien haben eine hohe Motivation, die Lösung eigenverantwortlich zu erreichen.

*Es liegt kein sehr großer Machtunterschied vor.

 

Chancen einer Mediation nutzen

Auch, wenn eine Mediation einen zeitlichen und finanziellen Aufwand bedeutet und es an mancher Stelle an Vertrauen in die Mediation mangelt, so bietet diese auch Chancen. So kann eine nachhaltige, eigenverantwortliche, einvernehmliche Konfliktlösung geschaffen werden. Zudem können Beziehungen – auch wirtschaftliche – aufrechterhalten werden. Durch die Anwendung von Mediation können nebenher das Betriebs- und Verhandlungsklima verbessert und Imageverluste vermieden werden. Zwar sind die Konfliktparteien in einer Mediation angehalten sich direkt mit dem Konflikt auseinanderzusetzen und die Angst vor „die ziehen mich über den Tisch“ ist groß, jedoch zeigen inspirierende Beispiele, dass es so auch gehen kann. Eine Möglichkeit der vertraulichen und freien Aussprache mit eigener Handlungsfähigkeit der Konfliktbeteiligten wird geschaffen. Quelle: Karls, E. und H. Ittner: Mediationsstudie; Konfliktmanagementkongress Hannover 2017 (ergänzt).

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